Richtiges Priorisieren - ist alles wichtig?
Während am einen Ende des Schreibtischs die ellenlange To-Do Liste liegt, auf der natürlich alles bestenfalls schon gestern erledigt war, lädt auf dem Bildschirm eine sehr bunte Darstellung der möglichen Produktfeatures. Wie genau soll man da jetzt einen Anfang finden?
Unabhängig vom konkreten Kontext, finden wir uns sowohl im beruflichen aber auch im privaten Alltag häufig in solchen Situationen wieder. Und auch wenn wir uns oftmals darüber im Klaren sind, dass wir nicht alles auf einmal erledigen können, fällt die Priorisierung schwer. An dieser Stelle können spezielle Methoden helfen, die Vielzahl an Aufgaben, Informationen oder Faktoren zu sortieren und einen effizienten Plan für das weitere Vorgehen zu entwickeln.
Methoden Check
Im Folgenden werden eine bekannte und eine eher unbekannte Methode vorgestellt. Ausgangslage für beide Priorisierungsmethoden sind die entsprechenden Inhalte, die es zu priorisieren gilt. Dabei kann es sich um Ideen, Aufgaben, User Stories, Features oder andere Variablen handeln. Diese sollten so eindeutig und differenziert wie möglich sein.
Die klassische 2x2 Matrix
Diese Methode basiert auf einem einfachen Prinzip. Auf einer horizontalen und einer vertikalen Achse werden die Kriterien und die Skalierung für die Priorisierung festgelegt. Anschließend werden die Inhalte anhand der Matrix positioniert. Mittig angeordnete Inhalte sind dabei weniger aussagekräftig und konkret als Zuordnungen in den äußeren Bereichen der Achsen.
Am Ende ergibt sich eine geordnete Darstellung der Inhalte, anhand derer sich das weitere Vorgehen ableiten lässt. Je nach Anwendungsfall bietet diese Methode die Möglichkeit, in einer (Gruppen-) Diskussion die Positionierung zu besprechen und zu einer gemeinsamen Entscheidung zu kommen.
Ebenfalls kann es vorteilhaft sein, im Laufe der Zeit verschiedene Versionen der Matrix zu erstellen und sie miteinander zu vergleichen, um die Entwicklung im Arbeitsprozess sichtbar zu machen.
Sowohl das methodische Vorgehen, als auch das Endergebnis bieten Vorteile. Durch die Zusammenarbeit und die Diskussion im Team, wird ein kollektiver Entscheidungsprozess vorangetrieben und resultiert in einem gemeinsam erarbeiteten Aktionsplan.
Die MoSCoW-Methode
Diese Methode zielt darauf ab, Inhalte nach der jeweiligen Wichtigkeit für den (Projekt-) Erfolg zu sortieren. Es gibt vier Hauptkategorien, aus denen auch das Akronym gebildet wurde (wobei die kleingeschriebenen Buchstaben nur der besseren Lesbarkeit dienen): Must have, Should have, Could have und Won’t have. Die Inhalte werden anhand dieser Kategorien geprüft und anschließend eindeutig zugeordnet. Für die Entscheidungsfindung ist Raum für Diskussion gegeben und gleichzeitig entsteht keine Unklarheit durch zu vage oder variable Skalen. Es gibt eine eindeutige Abstufung der Inhalte:
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Must have: Für den Erfolg und die Funktionalität erforderliche Faktoren
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Should have: Inhalte mit erheblichem Mehrwert, aber keine Notwendigkeit für die Funktionalität
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Could have: Wünschenswerte Funktionen oder Inhalte, die einen gewissen Mehrwert bringen
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Won’t have: Inhalte mit wenig Wert oder zu hohem Aufwand
Am wichtigsten sind in dieser Methode die erste und die letzte Kategorien, da sie insbesondere in der Produktentwicklung die Grenzen des Projektumfangs definieren. Das bedeutet auf der einen Seite den Funktionsumfang für einen MVP und auf der anderen Seite die Einordnung von nicht realisierbaren oder irrelevanten Features.
Insgesamt ist die MoSCoW-Methode einfach verständlich und erzeugt in ihrem Ergebnis eine klar abzugrenzende Sortierung von Inhalten. So können wesentliche Aspekte fokussiert und eine klare Projektplanung vorgenommen werden.
Fazit
In vielen Situationen, in denen eine Priorisierungsmethode zum Einsatz kommt, geht es im Kern darum, Entscheidungen zu treffen. Insbesondere bei der Arbeit im Team sind methodische Visualisierungen hilfreich, um verschiedene Meinungen besser einzubeziehen und gemeinsam zu einer Entscheidung zu kommen. Die Wahl der richtigen Methode hängt neben inhaltlichen und zeitlichen Faktoren auch stark von den beteiligten Personen und ihren individuellen Präferenzen ab. Idealerweise werden im Team verschiedene Methoden ausprobiert und evaluiert, sodass mit der Zeit eine routinierte Anwendung erfolgen kann.